Traumjob Immobilienmakler - TV Format vs. Realität
Ständig in den tollsten Penthouse-Wohnungen und Villen unterwegs sein, immer mit interessanten Leuten in Kontakt kommen und dabei noch richtig viel Geld verdienen – so stellen sich viele den Beruf des Immobilienmaklers vor. Kein Wunder, wird dieses Bild doch durch TV-Sendungen wie Mieten, Kaufen, Wohnen täglich den begeisterten Zuschauern präsentiert. Dort scheinen Makler kaum mehr zu tun zu haben, als durch noble Häuser zu stolzieren, diese zu präsentieren und dabei ihre gut betuchte Kundschaft zu unterhalten. Was dabei stets vergessen wird, ist der Umstand, dass der Beruf des Immobilienmaklers noch zahlreiche weitere Aufgaben umfasst. Diese sind weit weniger glamourös als das, was im Fernsehen gezeigt wird, wodurch leider ein falsches Bild dieses Berufs vermittelt wird. Der folgende Artikel beschäftigt sich daher damit, wie sehr sich die alltägliche Realität eines Immobilienmaklers von gängigen TV-Formaten unterscheidet.
FERNSEHEN VS. REALITÄT – DIE OBJEKTE
Die Villa im Speckgürtel, die Luxuswohnung in der Innenstadt oder die stylische Bude für die Studenten-WG – kaum eine Immobilie, die nicht in den einschlägigen Fernsehsendungen gezeigt wird. Und dabei handelt es sich keinesfalls um irgendwelche beliebigen Objekte, sondern um erstklassige Wohnungen und Häuser in hervorragendem Zustand. Wer über gewisse Branchenkenntnisse verfügt, wird hier bereits den ersten signifikanten Unterschied zur alltäglichen Realität des Maklerberufs erkannt haben. In dieser haben Makler nämlich mitnichten nur mit tadellosen Objekten zu tun, sondern all zu oft auch mit sanierungsbedürftigen oder anderweitig nicht unmittelbar beziehbaren Häusern und Wohnungen. Das Aufbereiten von Immobilien gehört nämlich ebenso zum Berufsbild des Immobilienmaklers wie deren Präsentation. Da es dabei jedoch weit weniger glamourös zugeht, wird dieser Teil des Maklerberufs auch nicht im Fernsehen gezeigt. In der Realität nimmt dieser jedoch sogar oft wesentlich mehr Zeit in Anspruch als das Besichtigen der Objekte.
DER IMMOBILIENBESTAND
Glaubt man den Machern von Sendungen wie Mieten, Kaufen, Wohnen, hat jeder Immobilienmakler stets mindestens ein passendes Objekt für die Wünsche seiner Kunden parat. Dabei spielt es keine Rolle, wie ausgefallen und speziell diese auch sein mögen. Ob das Penthouse in exklusivster Innenstadtlage, die Villa am Stadtrand oder auch die schicke Studentenbude im Univiertel, es gibt nichts, was der Fernsehmakler nicht in seinem Portfolio hätte. Die Realität sieht freilich anders aus und nicht jeder Makler kann automatisch jede Art von angefragter Immobilie aus dem Ärmel ziehen.
Was außerdem noch auffällt: Kunden kommen im Fernsehen oft mit sehr ungenauen Vorstellungen sowie Angaben zum Fernsehmakler und verlassen sich darauf, dass dieser schon irgendwie das Passende für sie heraussuchen wird. In der Realität wissen Kunden meist wesentlich genauer, was sie sich von ihrer Wunschimmobilie erwarten und wie diese aussehen soll. Dass sich Kunden so blind auf ihren Makler verlassen, kommt zwar in einigen Fällen vor, ist dabei jedoch eindeutig die Ausnahme.
DIE BESICHTIGUNGEN
Alle Wohnungen sind stets in einwandfreiem Zustand, aufgeräumt, sauber geputzt, selbst wenn sie offensichtlich noch bewohnt werden. Die Bewohner sind aber natürlich nie vor Ort, wenn es ans Besichtigen geht, sondern haben sich dezent zurückgezogen. Ein Problem mit der Vereinbarung von Besichtigungsterminen gibt es nie und außerdem hat der Fernsehmakler stets alle Schlüssel und kann sich jederzeit Zugang zu den Immobilien verschaffen. So einfach kann das Maklerleben sein – außer, dass es das in der Realität leider nicht ist.
Immobilienmakler müssen Objekte zum Vermieten oder für den Verkauf selbst aufbereiten bzw. sich um deren Aufbereitung kümmern. Diesen Part des Berufs sparen die Fernsehmacher aus, und das nicht umsonst, gehört er doch zu den weniger telegenen Aufgaben eines Maklers. Darüber hinaus bereitet auch das Vereinbaren von Besichtigungsterminen nicht selten Probleme. Sei es mit dem Verkäufer/Vermieter oder dem Interessenten, oft ist es nicht ganz einfach, auf einen grünen Zweig zu kommen und einen für alle Beteiligten passenden Zeitpunkt zu finden. Und konnte dieser einmal fixiert werden, ist noch lange nicht gesagt, dass sich auch alle daran halten. Der aktuelle Bewohner des Objektes ist dann plötzlich doch nicht zu Hause oder hat den Termin ganz einfach vergessen – das kann alles passieren und gehört leider zum Alltag eines Immobilienmaklers. Ein weiterer Punkt, indem die Fiktion nicht mit der Realität mithalten kann.
DIE VERMITTLUNG/DER VERKAUF
Im Fernsehen erinnern die Gespräche zwischen Fernsehmaklern und Kunden eher an private Kaffeekränzchen als an geschäftliche Unterhaltungen. Hier wird locker-flockig drauflos geplänkelt, Witzchen werden gerissen und nicht selten wird auch mehr oder weniger heftig geflirtet. Das liest sich nicht nur wie jede Menge Spaß, das sieht in der Sendung auch so aus. Die zu vermittelnde Immobilie wird dabei oft zur Nebensache und manchmal wie von alleine an den Mann oder die Frau gebracht. Spaß haben und dabei in kurzer Zeit noch richtig viel Geld verdienen? Dieser Traum scheint mit dem Beruf des Immobilienmaklers Wirklichkeit zu werden. Doch leider, leider macht auch hier abermals die Realität einen Strich durch die Rechnung. Ein derartig nahes sowie herzliches Verhältnis zwischen Makler und Kunden, wie es im Fernsehen gezeigt wird, ist die absolute Ausnahme in der wirklichen Welt der Immobilienvermittlung. Dort sind die Gespräche vielmehr durch respektvolle Distanz geprägt. Auch der Inhalt der Gespräche sollte sich möglichst nicht um Privates, sondern um Geschäftliches drehen. Alles andere würde rasch unseriös wirken.
Ein weiterer sehr auffälliger Punkt: Preisverhandlungen fehlen im Fernsehen komplett. Sie würden letztendlich doch nur die wunderbaren Gespräche zwischen Fernsehmakler und Kunden stören. Wer möchte hier schon Geschäftliches hören, wenn es ebenso gut um Privates gehen kann. Darüber hinaus soll nicht das Bild entstehen, die Preise des Maklers wären zu hoch angesetzt oder der Interessent wäre nicht ausreichend liquid.
Nun, in der Realität sieht das Ganze selbstverständlich anders aus, und es wird um jeden Euro hart gekämpft. Gerade im Bereich Immobilien gibt es nichts geschenkt und Interessenten wissen das in der Regel ganz genau. Wer hier nicht verhandelt und feilscht, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden. Dasselbe gilt für Immobilienmakler, die ernsthaft erwarten, dass Interessenten beim ersten Angebot gleich zuschlagen. So einfach ist der Beruf des Immobilienmaklers nämlich nur äußerst selten.
FAKTEN ZUM JOB DES IMMOBILIENMAKLERS
Immobilien vermieten oder zum Verkauf anbieten – der Beruf des Immobilienmaklers unterscheidet sich in zahlreichen Punkten von jenem Image, das im Fernsehen präsentiert wird. Neben den augenscheinlichen Unterschieden zwischen Fiktion und Realität gibt es auch noch einige Aufgabengebiete eines Makler, die in Fernsehsendungen wie Mieten, Kaufen, Wohnen erst gar nicht gezeigt werden.
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